Guardiolas einziger Wunsch heißt Thiago Alcantara
Abschlusskonferenzen
in Trainingslagern sind im Generellen zu vernachlässigen. Der Trainer
lobt meist die Spieler, die eigene Arbeit, die Plätze und die Gastgeber.
So tat es auch Bayern-Trainer Pep Guardiola am Donnerstag. Doch viel
mehr als die Frage nach der Qualität des Trainingslagers interessierte
die versammelten Journalisten, ob er tatsächlich wolle, dass Thiago
Alcantara, Spieler vom FC Barcelona, nach München wechselt, so wie es in
spanischen Medien in der Nacht zuvor berichtet worden war.
Aus dem Trainingslager in Riva berichten Mounir Zitouni und Frank Linkesch
Klare Vorstellung in Sachen Thiago Alcantara: Pep Guardiola.
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Die
Antwort war so ungewöhnlich wie knapp und ehrlich. "Ja!" Punkt. Pause.
Er, Guardiola, habe Karl-Heinz Rummenigge und Matthias Sammer gefragt,
ob es möglich sei, diesen Spieler zu verpflichten. Schon bei einem
geheimen Treffen im Februar in Zürich habe Guardiola den beiden gesagt:
"Ich glaube, wir brauchen Thiago."
Guardiola führte dabei aus,
dass der Spanier "der einzige Spieler" gewesen sei, den er beim Vorstand
"angefragt" habe. Ein anderer Spieler stehe laut Guardiola auch nicht
mehr für ihn zur Debatte: "Entweder er oder keiner." Zum Thema Robert
Lewandowski sagte er nur knapp: "Dazu müssen Sie Karl-Heinz Rummenigge
und Matthias Sammer fragen." Das hörte sich bei seinem Wunschspieler aus
Barcelona anders an. Per Ausstiegsklausel kann Bayern den vertraglich
bis 2015 gebundenen Thiago Alcantara holen. Bis auf 21,7 Millionen Euro -
abhängig von Spieleinsätzen, etc. - kann die Ablöse steigen. Rummenigge
soll sich mit Barça-Präsident Sandro Rosell schon geeinigt haben. Die
beiden Spitzenfunktionäre kennen sich aus den G14-Treffen ja sehr gut.
Guardiola: "Er kann verschiedene Positionen spielen"
zum Thema
Den
spanischen U-21-Europameister, der im Finale gegen Italien beim 4:2
drei Tore erzielte, schätzt Guardiola noch aus seinen Zeiten als
Barcelona-Trainer, als er über die zweite Mannschaft zu den Profis kam.
"Ich kenne ihn sehr gut. Er ist ein super, super Spieler. Er kann
verschiedene Positionen spielen. Er ist sehr gut vom Kopf her, gut im
Eins-gegen-eins, kann auf der Sechs, Acht, der Sieben oder Elf spielen."
Bei
der U-21-Europameisterschaft war Thiago Alcantara Schlüsselspieler der
siegreichen spanischen Auswahl, beim FC Barcelona kam er in der
vergangenen Saison im Mittelfeld meist nicht in der Startelf zum Zug (27
Ligaeinsätze, zwölf Einwechselungen). Und so kursierten seit Wochen
Wechselgerüchte um den 22-Jährigen. Manchester United galt bislang als
klarer Favorit, was einen Transfer des Talents betraf.
- Anzeige -Extrem harter Konkurrenzkampf - "Wir haben sechs Wettbewerbe"
Der
Spanier würde den Konkurrenzkampf auf das Härteste verschärfen, gerade
im Mittelfeld, wo Bastian Schweinsteiger, Javi Martinez, Luiz Gustavo im
bevorzugten 4-1-4-1-System von Guardiola um den Platz vor der Abwehr
kämpfen, aber auch vorne, wo Thomas Müller, Toni Kroos, Mario Götze,
Xherdan Shaqiri um die offensiven Plätze kämpfen. Für den 42-jährigen
Trainer kein Problem: "Wir haben sechs Wettbewerbe und ich brauche die
ganze Mannschaft."
Für ihn steht fest: "Wir brauchen die
spezielle Kondition von ihm. Ich glaube, es ist gut für uns, wenn er
kommt." Und Thiago Alcantara wolle kommen, bestätigte Guardiola. "Kein
Spieler will weg von einem Verein wie Barcelona. Das passiert nur, wenn
er weiß, dass es schwer wird zu spielen. Mit Neymar wird das schwer und
er will spielen." Guardiola sieht nun die große Möglichkeit, seinen
Wunschspieler von Barcelona loszueisen. "Wir müssen diese Chance
nehmen."