Christian Streich hatte nach dem Spiel genügend Zeit sich den Frust von der Seele zu reden. Es gab ja auch niemanden, der ihn auf der obligatorischen Pressekonferenz daran hinderte. Streich war alleine auf dem Podium. Sein Kollege Gertjan Verbeek hatte nach dem Spiel darauf verzichtet neben seinem "Kollegen" Platz zu nehmen, was diesen sehr enttäuschte: "Wenn du so unter Druck stehst, verlierst du irgendwann die Nerven. Das ist schade, aber ich kann darüber hinwegsehen."
Der Kontrollausschuss des DFB hat derweil ein Ermittlungsverfahren gegen Verbeek eingeleitet. Der Niederländer stehe unter Verdacht, sich im Anschluss an das Spiel gegen den SC unsportlich über Schiedsrichter Jochen Drees geäußert zu haben. Dies teilte der DFB am Montag in Frankfurt/Main mit. Für die Auseinandersetzung mit Streich muss er aber ebenso wenig wie der Freiburger Trainer Konsequenzen befürchten.
Anstoß des Zorns war Streich selbst. Verbeek regte sich darüber auf, dass der Freiburger Cheftrainer während des Spiels laufend lautstark gelbe Karten für Spieler des Clubs forderte, den vierten Offiziellen bedrängte sowie die Nürnberger Bank und Verbeek beschimpfte: "Das war brutal, respektlos und unverschämt."
Schon jetzt die Mutter aller Trainerauseinandersetzungen in dieser Saison: Das verbale Gefecht zwischen Club-Coach Gertjan Verbeek (li.) und Christian Streich. Der Niederländer war derart wütend über sein Freiburger Pendant, dass er nach Spielschluss glatt die obligatorische Pressekonferenz schwänzte. Seine Begründung: "Das ist für mich kein Kollege. Neben ihm will ich nicht sitzen." (Quelle: imago\Zink)
Verbeek ging sogar noch einen Schritt weiter: "Wenn man sieht, wie er mich beleidigt hat, das ist brutal, unverschämt und respektlos." (Quelle: imago\R. Wittek)
Das Bild täuscht: Jupp Heynckes (li.) und Christoph Daum verband eine innige Feindschaft. Während Heynckes sich stets zurückhielt, bezeichnete Daum seinen Kollegen schon einmal gerne als "Schlaftablette". Für den Trainer des FC Köln war sogar eine Wetterkarte interessanter als ein Gespräch mit dem Übungsleiter des FC Bayern. (Quelle: imago\Sven Simon)
Auch Torsten Lieberknecht (Zweiter v.li.) und Markus Gisdol werden sicherlich keine Freunde mehr. Nachdem Lieberknecht dem unglücklich agierenden Schiedsrichter nach dem Spiel in Braunschweig eine grandiose Leistung attestiert hatte, geriet der Hoffenheimer Cheftrainer richtig in Rage: "Der gegnerische Trainer hat uns 90 Minuten attackiert, ständig, bei jeder Situation hat er rübergeblökt und macht jetzt noch einen auf 'netter Gastgeber'. Da sind Punkte erreicht, jetzt ist Schluss." (Quelle: imago\Hübner)
Zwei Dauerfeinde in der Premier League sind Jose Mourinho (li.) und Arsene Wenger. Vor kurzem bezeichnete der Portugiese den Elsässer noch als "Spezialist im Versagen", was den Trainer von Arsenal dazu brachte sich über den Chelsea-Trainer zu "schämen". (Quelle: imago\BPI)
Einen handfesten Eklat gab es beim Champions-League-Spiel zwischen Schalke und Montpellier. Der Trainer der Franzosen, Rene Girard, zeigte Huub Stevens vor laufenden TV-Kameras den Stinkefinger. Der revanchierte sich sportlich: Schalke wurde Erster der Gruppe B, Montpellier mit Abstand Letzter. (Quelle: imago\Sven Simon)
Ewig im Streit verbrachten Otto Rehhagel und Udo Lattek ihre Zeit in der Bundesliga. Auf die Frage, wie sein Verhältnis zum einstigen Werder-Trainer sei, antwortete Lattek einst: "Wir haben keins." Rehhagel konterte: "Der Lattek hat sich nicht gut benommen." (Quelle: imago\Rust/Frinke)
Zwei die sich necken und schätzen: Thomas Tuchel und Christian Streich. Mit den Jugendteams des SC Freiburg und Mainz 05 begegneten sie sich schon als Trainer in der A-Junioren-Bundesliga. Seitdem vebindet die beiden eine Hassliebe. Auf der einen Seite haben beide vor einander Hochachtung, auf der anderen Seite rasseln beide in schöner Regelmäßigkeit aneinander. Höhepunkt war ein Spiel 2012, als Tuchel seinem Kollegen wütend an den Kopf warf: "Irgendwann geb’ ich dir nicht mehr die Hand." (Quelle: imago\Thomas Frey)
Auch in der 2. Bundesliga kann es ganz schön knallen. So geschehen zwischen "Pele" Wollitz (li.) und Thomas Oral. Nach einem intensiven Spiel zwischen Wollitz' Osnabrückern und Orals FSV Frankfurt, schrie der extrovertierte Wollitz in Richtung seines Kollegen: "Was ist denn das für'n Wichser?" Oral antwortete nüchtern: "Das hat mit Fairplay nichts zu tun." (Quelle: imago\Dünhölter/MIS)
Die größten Zoffs unter Trainern
Streich wehrt sich
Die Vorwürfe wollte sich der Fußballlehrer aus dem Breisgau so nicht gefallen lassen und schoss am Tag nach dem Spiel im Gespräch mit der "Bild"-Zeitung zurück: "Ich habe während der 90 Minuten kein Wort zu ihm gesagt. Unglaublich, was das für eine öffentliche Diffamierung ist! Ich weiß nicht, was mit ihm passiert ist, welche Ursprungshandlungen da abgelaufen sind. Aber öffentliche Diskreditierungen sind unterste Stufe."
Auch der Niederländer hatte sich am Morgen nach dem Abstiegsgipfel noch nicht beruhigt: "Er soll mich und meine Arbeit in Ruhe lassen. Ich habe mich schlecht behandelt gefühlt", sagt er Sky.
Verständnis von Manager Bader
Rückendeckung erhielt Verbeek vom eigenen Verein. Sportvorstand Martin Bader sagte nach den Vorkommnissen im Breisgau: "Wer Gertjan Verbeek kennt, weiß, dass etwas passiert sein muss, denn er ist authentisch."
Verbeek sei am Samstagabend "90 Minuten angegangen worden", meinte Bader, "da kann ich verstehen, dass er irgendwann eine Grenze setzt. "Wir sind keine schlechten Verlierer, wenn dieser Eindruck jetzt rüberkommt", ergänzte er im "Doppelpass" von Sport1. "Er konnte einfach nicht nachvollziehen, dass 90 Minuten immer in seine Richtung artikuliert wurde und zwar bei jeder Entscheidung."
Quelle:
www.t-online.de